
Islamkritik von links #3 | Hat der liberale Islam eine Zukunft?
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Islamkritik von Links
Religionskritik, Kritik an Patriarchat und Nationalismus, der Kampf für Gleichberechtigung, für ein Leben frei von religiösen Zwängen, für sexuelle Selbstbestimmung, für die Rechte Homosexueller und gegen Antisemitismus waren lange Zeit die vornehmste Aufgabe linker Akteure. Nicht so beim Thema „Islam“. Islamkritik wird von Links immer öfter per se als „rassistisch“ diffamiert. Selbst Menschen aus muslimischen Herkunftsländern, die unter Polizeischutz stehen, weil sie Atheisten sind, für Emanzipation eintreten oder es wagen, auf Fundamentalismus und Missstände im Islam hinzuweisen, erleben in den sozialen Netzwerken, bei Vorträgen und öffentlichen Veranstaltungen regelmäßig Shitstorms. Breite linke Solidarität: Fehlanzeige. Mit dem immer gleichen Argument – das hätte „nichts mit dem Islam zu tun“ und Kritik am Islam sei „Wasser auf die Mühlen der Rechten“ – wird jede progressive Auseinandersetzung und der Wunsch nach Diskussion abgewürgt. Das Ergebnis: Die Rechte erstarkt an der Verweigerung der Linken. Wir sind es leid, die Kritik am Islam den Rechten zu überlassen. Ebenso sind wir es leid, für Kritik am Islam als „Rassisten“ bezeichnet zu werden. Es ist dringend an der Zeit, dass linke und liberale Akteure das Feld der Islamkritik betreten. Dass sich die humanistischen, liberalen und säkularen Kräfte zusammenschließen und die innerislamische Emanzipationsbewegung unterstützen. Denn die Intoleranz zu tolerieren, bedeutet nichts weniger als das Ende der offenen Gesesellschaft. Um sie aufrecht zu erhalten, müssen wir uns das Recht nehmen, die Intoleranz nicht zu tolerieren.
Hat der liberale Islam eine Zukunft?
Im Juni 2017 öffnete die nach einem arabischen Universalgelehrten des 12. und einem deutschen Universalgelehrten des 18. Jahrhunderts benannte „Ibn Rushd-Goethe Moschee“ in Berlin. Die Moschee vertritt einen säkularen Islam, der weltliche und religiöse Macht voneinander trennt und sich um eine zeitgemäße und geschlechtergerechte Auslegung des Koran und der Hadithen bemüht. Männer und Frauen beten hier Seite an Seite, es werden auch gemischt-konfessionelle und homosexuelle Paare getraut und sowohl Frauen als auch Männer stehen der Gemeinde als Imaminnen und Imame vor. Bereits einen Tag nach Eröffnung der Moschee erhielt Initiatorin und Mitgründerin Seyran Ateş derart viele Morddrohungen, dass sie seither verstärkt unter Personenschutz stehen muss. Rund um die Uhr wachen Beamte des Landeskriminalamts Berlin darüber, dass sie nicht Opfer ihrer Progressivität wird.
Hier läuft etwas atemberaubend schief und es stellen sich viele Fragen: Wer sind die fundamentalistischen Akteure, die so laut und aggressiv das öffentliche Bild des Islam bestimmen und was tut die Politik? Wie steht es Angesichts dieser Bedrohungslage um die innerislamische Emanzipationsbewegung? Wächst sie oder verstummt sie? Und ist eine Zukunft überhaupt denkbar, in der die liberalen Muslime den Ton angeben? Wie sind liberale Muslime organisiert und wie können sie unterstützt werden? Über diese und andere Aspekte wird Seyran Ateş in ihrem Vortrag sprechen und aus einem Moscheealltag berichten, der nicht ohne Polizeischutz auskommt.
Seyran Ateş, 1963 in Istanbul geboren, ist eine deutsche Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin. Sie war Mitglied der Deutschen Islamkonferenz und nahm am Integrationsgipfel der Bundesregierung teil. Wegen gewalttätiger Angriffe und Bedrohungen sowie Anfeindungen von verbandspolitischer Seite gab sie im Jahr 2006 vorübergehend ihre Anwaltszulassung zurück und zog sich 2009 nach weiteren Morddrohungen ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Seit 2011 tritt sie erneut in der Öffentlichkeit auf. Ateş ist Initiatorin und Mitbegründerin der Ibn Rushd-Goethe Moschee in Berlin, außerdem Mitglied des Kuratoriums des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg. Für ihr Engagement in Sachen Integration und Gleichberechtigung erhielt sie – neben vielen anderen Auszeichnungen – 2014 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Im November 2018 hat sie gemeinsam mit Cem Özdemir, Lale Akgün, Hamed Abdel-Samad, Ahmad Mansour, Necla Kelek, Bassam Tibi, Ali Ertan Toprak, Ralph Ghadban und Susanne Schröter die „Initiative säkularer Islam“ gegründet.
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