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Karl der „Große“ – Korrektur eines Mythos

Vortrag und Diskussion mit Rolf Bergmeier
03/05/2016
Salon des Amateurs | Bar in der Kunsthalle
Grabbeplatz 4 | 40213 Düsseldorf
Kein Eintritt
03/05/2016

Karl der „Große“ – Korrektur eines Mythos
Regelmäßig und nicht nur zur Karlspreisverleihung wird Karl der Große euphorisch beschworen. Selbst nüchterne Historiker ergehen sich gern in Lobeshymnen auf den „Vater Europas“ und preisen Karl als Vermittler antiker Kultur und Gelehrsamkeit. Dabei hat Karl weder eine einzige öffentliche Schule gegründet, noch eine Wissenschaft gefördert, kein einziges Theater und keine einzige Bibliothek eröffnet. Vor und nach ihm liegt die städtische Kultur am Boden. Leben die Menschen im Elend. Was war denn nun seine zu lobpreisende Leistung? Karls Handeln und seine Gesetze sind reine unversöhnliche Theologie, er droht: „Sterben soll, wer Heide bleiben will.“ Er führt lebenslang Kriege, fördert Klerus, Bischöfe und Klöster nach Kräften. DAFÜR spricht ihn die Kirche selig und heilig. Mit unserem modernen Europa hat sein Handeln rein gar nichts zu tun. Mit Bildung und Wissenschaft, demokratischem Diskurs, Kritik und Kompromiss, mit Toleranz, kultureller Vielfalt und freiem Denken hatte Karl der Katholiban keine Verträge. Darum taugt er auch nicht als „Vater“ oder gar „heiliger Vater“. Das mag für das katholische Mittelalter gegolten haben, aber heute ist diese Verklärung nur noch peinlich. Es gilt mit diesen Karlslegenden aufzuräumen und mit einer Figur, die nicht als Vorbild taugt.

Althistoriker und Philosoph Rolf Bergmeier (*1940) ist Autor diverser Publikationen an der Schnittstelle von alter Geschichte, frühem Mittelalter und Kirchengeschichte. In seinen Büchern zeichnet er die Entwicklung des Christentums nach und belegt, dass die Machtzunahme religiöser Kräfte in der Zeit der Spätantike mit einem zivilisatorischen Rückschritt verbunden war, von dem sich Europa erst in der Zeit der Renaissance, mit der Wiederbelebung der antiken Kultur, erholen konnte. Rolf Bergmeier ist im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.