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Säkularer Frühling

Kurzzeit-Humanistisches-Zentrum in Düsseldorf
04/04/2014
Humanistisches Zentrum Düsseldorf
Friedrichstr. 93 | 40217 Düsseldorf
Kein Eintritt
04/04/2014

Säkularer Frühling
Wir befinden uns im Jahre 2014 n. Chr. Ganz Düsseldorf ist von Religiösen besetzt… Ganz Düsseldorf? Nein!  Ein von unbeugsamen Humanisten bevölkerter Laden feiert über 7 Tage hinweg glücklich seine Gottlosikeit: denn Düsseldorf ist jetzt zu 50% konfessionsfrei! DA!s muss gefeiert werden: 7 Tage lang gottlos glückliches Beisammensein: vom 04.04.14 bis 10.04.14. Täglich ab 14h offener Laden: Informationen rund um Religionsfreiheit auf der Friedrichstraße 93, 40217 Düsseldorf. Ab 19h gibt es täglich 2 religionskritische Filme. Absoluter Höhepunkt: Kollektiver Kirchenaustritt zum Hasenfest, Grün Donnerstag, 17.04.14  von 13h bis 15h unter dem Motto „Hoppel dich frei“, vor dem Amtsgericht Düsseldorf. Karfreitag (18.04.14) gucken wir gemeinsam um 21h „Das Leben des Brian“.
Mit diesem provokanten Text auf einem knallgelben Flyer rief der DA! Anfang April 2014 den säkularen Frühling aus. Anlass war eine nachträgliche Veröffentlichung des Amts für Statistik und Wahlen, laut derer im Jahr 2012 bereits 48 Prozent der Düsseldorfer den beiden großen Kirchen den Rücken gekehrt hatten*. Die kecke Hochrechnung: weil jährlich mindestens 1 Prozent der Bürger die Kirche verlässt, sind 2014 voraussichtlich 50 Prozent der Düsseldorfer konfessionsfrei gewesen! 2016 werden die Zahlen für 2014 veröffentlicht, dann werden wir es genau wissen. Mit einer spektakulären Aktion wollten wir die stetig wachsende Zahl der Konfessionsfreien feiern und zugleich auf die mangelhafte mediale und politische Wahrnehmung der atheistisch-humanistischen Belange aufmerksam machen. Ein kurzfristig bezogenes Ladenlokal in der Innenstadt wurde zwei Wochen lang das Zentrum des Düsseldorfer Humanismus und lockte mit viel Programm: Pressekonferenz, Ausstellung, Filmreihe, kollektivem Kirchenaustritt am Gründonnerstag, Das Leben des Brian an Karfreitag und viel Möglichkeit zur Diskussion mit Mitgliedern des DA!. Die Reaktion darauf ließ nicht lange auf sich warten: bereits Tage vor der im Laden geplanten Pressekonferenz titelte der Düsseldorfer Express: „Die Gottlosen spalten Düsseldorf“.
Damit war die Aktion Stadtgespräch. Enormer Andrang auf der Facebookseite und Anrufe diverser Medien zeigten, dass das Thema ins Schwarze traf. Als dann tags darauf im riesigen Schaufenster des Ladens noch der Schriftzug: Wir sind DA! Gottlos glücklich. Halb Düsseldorf ist konfessionsfrei prangte, gab es kein Halten mehr. Passanten blieben stehen, ließen sich vor dem Fenster fotografieren, lachten, Menschen kamen neugierig in das „humanistische Zentrum“. Auch zur Pressekonferenz am 04.04.14 wurde es voll.Vertreter der Westdeutschen Zeitung, der BILD und – völlig unerwartet – der konservativ-christlichen Rheinischen Post kamen, um zu hören, was der DA! zu sagen hatte.

Gottlose gehören nicht in unsere Gesellschaft Teil 1
So öffnete der Laden am 04.04.14 seine Pforten. Täglich kamen Menschen, um die Ausstellung religionskritischer Grafiken von Jacques Tilly und Eva Creutz zu besuchen, Diskussionen mit Mitgliedern des DA! zu führen und sich über die säkulare Szene Deutschlands zu informieren. An jedem Abend konnten Besucher zwei religionskritische Filme sehen. Die Presse blieb weiter interessiert, schickte Fernsehteams und Journalisten und stand der Tatsache, dass eine Gruppe von Menschen öffentlich ihren Unglauben bekundet und 50 Quadratmeter Ladenfläche zur religionsfreien Zone erklärt, insgesamt sehr verwundert gegenüber. „Gottlose provozieren Gläubige“, „Kirchenkritiker zahlen Geld für Austritte“ und „Glücklich ohne Gott: Initiative will Kirche aus Öffentlichkeit beseitigen“ wurde getitelt und fälschlich zitiert. Die mediale Aufmerksamkeit rief natürlich auch die üblichen Verdächtigen auf den Plan. Einige DA!-Mitglieder erhielten zeitweise anonyme Anrufe eifriger Christen: „Gottlose gehören nicht in unsere Gesellschaft. Wir sind Christen und stolz darauf, wir werden weiter gegen Sie kämpfen.“ Mitten in diese ereignisreichen Tage platzte eine Abmahnung der Vermieterin des Ladenlokals wegen des Schriftzugs „Gottlos glücklich“ mit folgendem Wortlaut: „Die hier in den Schaufenstern vorhandene Dekoration ist offensichtlich darauf ausgerichtet, die religiösen Gefühle von Passanten (gleich welcher Konfession) zu verletzen. Dies ist für unsere Mandantin nicht akzeptabel. Weitergehende Schadensersatzansprüche, insbesondere für den Fall von Beschädigungen der Schaufenster behalten wir uns ausdrücklich vor.“ Wegen zeitlicher Nähe zum Osterfest und räumlicher Nähe zu einer Kirchengemeinde bestehe dringender Handlungsbedarf. Spätestens bis zum Folgetag, 12 Uhr mittags, sei die Dekoration zu entfernen. Die Juristen drohten mit „erheblichen Mehrkosten“, sollte der Aufforderung nicht fristgerecht Folge geleistet werden – zusätzlich zu den bereits entstandenen 572 € Abmahnkosten.

Gottlose gehören nicht in unsere Gesellschaft Teil 2
Die Nachricht von der Abmahnung sprach sich herum wie ein Lauffeuer und erzeugte eine eine wahre Solidaritätswelle: juristische Hilfsmaßnahmen und Spenden wurden angeboten. Man fragte sich, ob es wirklich sein könne, dass das Bekenntnis „wir sind gottlos glücklich“ religiöse Gefühle verletzt. Der Vorfall machte in seiner Absurdität das Anliegen der Düsseldorfer Aufklärer noch einmal deutlich: zu bekennen, dass man ohne Gott sehr gut leben kann, schien auch im Jahr 2014 noch eine ungeheure Provokation zu sein. Pressetechnisch aber konnte der Gruppe kaum etwas besseres passieren, denn inzwischen verfolgten hunderte Interessierte den Verlauf des Geschehens wie eine Seifenoper. Eine juristische Erwiderung von Seiten des DA! verschaffte der Gruppe zunächst mehr Zeit. Die Entscheidung: Die Schrift im Schaufenster wird natürlich nicht entfernt! BILD-Zeitung, Rheinische Post, Neues Deutschland und das Humanistische Magazin diesseits berichteten weiter. Parallel meldeten sich mehr und mehr Menschen zum kollektiven Kirchenaustritt am Gründonnerstag an. Da die klagende Vermieterin offensichtlich die Tatsache hinnahm, dass die Schrift nicht entfernt wurde, zeigte sich der DA! großzügig: die Worte „Gottlos“ und „Konfession“ wurden aus dem Schaufenster entfernt. Dort stand nunmehr: „Wir sind DA! Glücklich. Halb Düsseldorf ist frei.“ Dieser nicht ganz uneigennützige Kompromiss wurde von der Facebookgemeinde begeistert gefeiert. Alle kannten inzwischen das Schaufenster, hatten die Querelen verfolgt und amüsierten sich nun über die pragmatische Lösung. Hoppel dich frei! Schließlich war Ostern. Pünktlich um 11 Uhr versammelten sich am Morgen des Gründonnerstag die Mitglieder des DA! vor dem Amtsgericht. Bunt wurden der Kirchenaustritt, ein selbstbestimmtes Leben und die großzügige Erstattung der 30 Euro Kirchenaustritts-Verwaltungsgebühr durch Herbert Steffen, Mitgründer der Giordano-Bruno-Stiftung, beworben. Um 13 Uhr wurde es voll. Rund 70 Menschen waren da, Fernsehteams des WDR und von SAT1, Reporter der Westdeutschen Zeitung und der BILD-Zeitung. Alle verfolgten, wie an diesem Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein, Musik und Applaus, weitere 23 Menschen der Kirche den Rücken kehrten. Abends widmete der WDR der Aktion einen längeren Bericht mit anschließendem Interview der evangelischen Superintendentin Henrike Tetz. Diese bedauert die mangelnde Bereitschaft des DA! zum Dialog und vermeldete, die Kirche habe schon immer das Gespräch mit Atheisten gesucht…
Am Abend des Karfreitag traf der DA! ausgelassen im „humanistischen Zentrum“ ein. Alle waren glücklich über die vergangenen zwei Wochen, den Erfolg der Aktion und das erreichte Ziel: der DA! ist seither als Interessensvertretung der Konfessionsfreien, Atheisten und Humanisten in der Kulturlandschaft Düsseldorfs etabliert. Die Tatsache, dass es Menschen ohne Glauben gibt, die ein veritables Anliegen haben mit ihren Argumenten wahrgenommen zu werden, wird endlich öffentlich debattiert. Tanzverbot am Karfreitag, kirchliche Privilegien, Verquickung von Staat und Religion – es scheint, als komme langsam etwas in Bewegung. Als krönenden Abschluss schaute die Gruppe schließlich gemeinsam Das Leben des Brian, ungestört von Ordnungsamt und beleidigten Christen.

Das große Finale
Ostersonntag saßen die Aktivisten Ricarda Hinz, Marc Ahrens und Eva Creutz beisammen und resümierten die vergangenen Ereignisse, als ihnen ein Videomitschnitt aus der Düsseldorfer Andreaskirche zugespielt wurde: vor vollem Haus sprach der Pfarrer die Ostermesse von der Kanzel und zitierte dabei den Text des knallgelben DA!-Flyers: „Ein von unbeugsamen Humanisten bevölkerter Laden feiert glücklich seine Gottlosigkeit: denn Düsseldorf ist jetzt zu 50 Prozent konfessionsfrei. Es ist Zeit für eine humanistische Alternative zum Gottesdienst. Wir feiern Aufklärungsdienste. […] Am vergangenen Donnerstag haben 34 Menschen die Kirche verlassen. 23 davon auf Werben des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes. Die Jüngste war 25, der Älteste 74 Jahre.“ Nachzuhören und nachzuschauen in unserer kurzen Filmdokumentation über den säkularen Frühling 2014 unter: http://bit.ly/1QdHcch

Das Programm:
04.04. – 14h Eröffnungs-Pressekonferenz
04.04. – 19h Religulous | 21.30h David wants to fly
05.04. – 19h Agora | 21.30h Requiem
06.04. – 19h Persepolis | 21.30h Gottes Soldatinnen
07.04. – 19h Eruv – The Wire | 21.30h Die Israel-Lobby
08.04. – 19h Das Jesus Camp | 21.30h Jesus Garde
09.04. – 19h Die Mondverschwörung | 21.30h Am Anfang war das Licht
10.04. – 19h What the bleep do we (k)now? | 21.30h Die Buskampagne
17.04. – 13h Kollektiver Kirchenaustritt vor dem Amtsgericht mit Erstattung der Verwaltungsgebühr von 30,- | anschließend Party im Laden
18.04. – 20h | Das Leben des Brian